Gedanken zu Selbsthilfeprojekten in Ghana

Aufgrund unserer Erfahrungen in zahlreichen Entwicklungshilfeprojekten in Afrika sind wir zu der festen Überzeugung gekommen, dass eine Auseinandersetzung der Helfer mit dem kulturellen Background der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Projekte ist. Nur Helfer, die sich intensiv und sensibel mit den Traditionen, Lebensweisen und der Mentalität der Menschen auseinandersetzen, können zum Gelingen der Projekte und damit zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität der Menschen beitragen.

Wer sich nicht ausreichend informiert, läuft Gefahr, nur das zu sehen, was er sehen will. Wir kennen die Debatte um die afrikanische Wirtschaftskrise und den in Europa allseits herrschenden Afropessimismus.

Aber wer bemüht sich ernsthaft, die Ursachen des Scheiterns vieler Entwicklungsprojekte zu analysieren? Natürlich haben alle Beteiligten ihren Anteil an Misserfolgen, aber zu oft werden einseitige Begründungen auf der Grundlage westlicher Entwicklungsvorstellungen für Stagnation oder Scheitern herangezogen.

Kulturelle Eigenarten, Überlieferungen und Traditionen (z.B. Riten, Verpflichtungen...etc.) müssen als Ressourcen und nicht als "Entwicklungshindernisse" betrachtet werden. Die Innovation muss in ihrem eigenen Tempo vor sich gehen und sich an den eigenen Bezugssystemen orientieren.

Dazu gehören z.B. der Familiensinn und die Bedeutung der Sozialbeziehungen (Wirklich arm ist in afrikanischen Gesellschaften, wer keine Verwandtschaft hat!), das Denken in traditionellen Hierarchien oder die Verwurzelung in einem spirituellen Weltbild.

All dies ist die Quelle für Einfallsreichtum und Innovationskraft; soziale und ökonomische Veränderungen müssen immer damit vereinbar sein.

Unsere Ziele (siehe auch detaillierte Projektbeschreibung):

Verbesserte Lebensqualität im Dorf heißt vor allem auch lebenswerte Landkultur und hilft, der allgegenwärtigen Landflucht entgegenzuarbeiten.
Dazu sind schrittweise Veränderungen notwendig. Das Entwicklungskomitee, die Helfer und Besucher aus Deutschland sollen dazu beitragen, das nötige Verständnis und das Bewußtsein der Dorfbewohner für größere Zusammenhänge auszubilden.

Fortschritt macht sich bislang an folgenden Veränderungen fest:

  1. Gründung eines Entwicklungskomitees, das die Bedürfnisse und Defizite des Dorfes sowie des einzelnen wahrnimmt und an deren Verbesserung arbeitet.
  2. Verbesserung der medizinischen Versorgung
  3. Verbesserung der sanitären Anlagen
  4. Verbesserung der Müllentsorgung ( z.B. Strandsäuberungen)
  5. Verbesserung der Lehrmittelausstattung in der Schule
  6. Qualifiziertere Schulabschlüsse durch Patenschaften für Schüler
  7. Wirtschaftliche Stabilisierung von Großfamilien durch Frauenförderung im Rahmen des Mikrokreditprogramms.
  8. Spürbar mehr Mitverantwortung und Mitarbeit der Bewohner für Belange der Dorfgemeinschaft

Grundlagen der Zusammenarbeit mit unseren ghanaischen Partnern

  1. Eine fundierte Information über die lokalen Gegebenheiten und den kulturellen Hintergrund ist unerlässlich. Nur gute Kenntnisse des kulturellen Backgrounds in Kombination mit der eigenen westlichen Perspektive sind eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Projektarbeit. Wir empfehlen gerne Literatur zur Vorbereitung.
  2. Wissen allein genügt nicht. Es geht auch um die angemessene Einstellung zur Projektarbeit: Nicht die Ziele von außen bestimmen sondern eine Haltung finden, die von Offensein und Loslassen von Altbekanntem geprägt ist und die es ermöglicht, gemeinsam Ziele zu finden und Wege, diese wahr werden zu lassen.
    Die Frage, was "besseres Leben" für die Bewohner von Mankoadze oder Sampa bedeutet, sollte ein ständiger Begleiter bei der Projektabeit sein.
  3. Das Projekt hat eigens entwickelte Strukturen ( Committees) , die sich zum Teil mit den traditionellen Organisationsstrukturen (Ältestenrat, Chiefs, Asafo-Company) des Dorfes überlagern.
    Die einzelnen Committees sind für bestimmte Aufgabenbereiche verantwortlich, z. B. Gesundheitsfürsorge, Ausbildungsförderung, Landwirtschaft, Werkstätten ...etc.
    Die Committees stehen darüber hinaus in Kontakt mit dem Verein ASASE e.V., berichten regelmäßig über ihre Arbeit und legen Rechenschaft über die Verwendung der Gelder ab.
    Kommunikation läuft grundsätzlich nach ganz bestimmten (für den Fremden nicht einfach erkennbaren und nachvollziehbaren) Regeln ab, die unbedingt einzuhalten sind.
    Nicht jeder im Dorf ist befugt, Auskünfte zu geben.
    An Entscheidungen werden zwar viele Dorfbewohner beteiligt, die Verantwortung für die Beschlüsse liegen jedoch immer beim Ältestenrat, den Chiefs und den Committees.
    Das heißt, dass es keine individualistischen Alleingänge geben darf.
    Die Einstellung von Personal, Ausgaben für Material, die Höhe von Gehältern, die Aufnahme von Schülern in das Förderprogramm, die Aufnahme von Mitgliedern in das Mikrokreditprogramm ...etc. werden ausschließlich von den Committees beschlossen. Nur so bleiben die Abläufe und Entscheidungen für die Bewohner aber auch für beteiligte private Förderer oder NGO's im Ausland transparent.
  4. Geldgeschenke oder gut gemeinte aber unrealistische Versprechungen sind unbedingt zu vermeiden.
    Die Tatsache, dass einige Dorfbewohner im Rahmen des Projektes ein kleines Gehalt beziehen, verändert schon oft genug das soziale Gefüge. Selbst kleine Veränderungen erfordern zum Teil schwierige Lernprozesse im Alltag.
    Vorsicht bei Versprechungen oder Einladungen: Der allgegenwärtige Traum ist es, in das vermeintliche "Paradies" Europa auszuwandern.
    Da der Traum unrealistisch ist, sind schon die Folgen solcher Träume für die Verbesserung der Entwicklung in den Dörfern fatal.
  5. Neue Ideen für die Projektarbeit nur in Absprache mit mir oder anderen Projektverantwortlichen öffentlich besprechen. Häufig werden negative Konsequenzen einer zunächst plausiblen Idee übersehen.
  6. Fehler machen gehört natürlich dazu, aber durch sorgfältiges Überlegen und Einfühlen in die Situation der Bewohner lassen sich viele Fehler vermeiden.
  7. Jerry Bedu-Addo wird von den Dorfbewohnern als einer der Hauptverantwortlichen des Projektes angesehen und ist darüber hinaus die Kontaktperson für Behörden in Ghana als auch für private Förderer und NGO'S in Deutschland. Er muss für alles "gerade stehen" und trägt in letzter Konsequenz alle Verantwortung.
    Wir möchten daher alle Mitwirkenden darum bitten, diese internen Grundlagen bei ihrer Mitarbeit stets zu beachten.
    Wir sind uns sicher, dass der vorgegebene Rahmen unsere Arbeit fördert und wir dadurch engagiert, verantwortlich und respektvoll mit den sich stellenden Aufgaben umgehen können.


Für den Vorstand von ASASE e.V
Jerry Bedu-Addo
1. Vorsitzender